Die Lücke(n) schließen: Top 3 AI x Human Trends für 2026

Annabelle Kemke
December 16, 2025
Die Lücke(n) schließen: Top 3 AI x Human Trends für 2026

2025 war das Jahr, in dem sich Unternehmen damit befasst haben, wie sie KI sinnvoll, wirksam und verantwortungsvoll in ihren Prozessen einbinden können. Viele Organisationen standen dabei weniger vor technischen Hürden als vor Fragen zu Kultur, Haltung und Zusammenarbeit. Mit Blick auf 2026 rückt nun ein nächster Schritt in den Vordergrund. Denn durch den zunehmenden Einfluss von KI wandeln sich nicht nur Prozesse, sondern auch Verantwortlichkeiten und damit auch die Frage, wie wir den Wert von Arbeit verstehen. Welche Aufgaben übernimmt künftig KI, was bleibt bewusst menschlich und wie gestalten wir in diesem Kontext zukünftige Job-Rollen?

Key Takeaways

  • KI ist angekommen, Leadership hinkt hinterher. KI‑Nutzung in Unternehmen ist Mainstream, aber nur ein kleiner Teil skaliert sie wirksam, vor allem wegen fehlender Kulturnmaßnahmen und Leadership‑Praxis, nicht wegen fehlender Technologie.
  • Engagement & Wellbeing sind am Kipppunkt. Gallup 2025 spricht von einem globalen Arbeitsplatz „am Breaking Point“: sinkende Bindung, gestresste Manager:innen, gefährdete Produktivität.
  • Führung und mentale Belastbarkeit bestimmen den KI-Erfolg, denn ohne Orientierung, klare Entscheidungslogiken und Schutz vor Überlastung erzeugt KI mehr Komplexität als Produktivität.
  • Skills sind das neue Betriebssystem: Laut „Future of Jobs Report 2025“ werden bis 2030 rund 40 % der heutigen Kernkompetenzen neu definiert; 63 % der Unternehmen sehen Skill-Gaps als größte Barriere für Transformation.
  • Kollektive Intelligenz + KI sind der Hebel. Studien zeigen: Richtig designte Mensch-KI‑Teams arbeiten deutlich schneller und liefern bessere Ergebnisse während falsch designter Kombinationen dagegen schlechter abschneiden als Mensch oder KI allein.

Zum Jahreswechsel 2025/2026 ist KI fester Bestandteil des Arbeitsalltags. Der Work Trend Index 2025 zeigt, dass Copilots und agentenartige Systeme zunehmend zur Arbeitsgrundlage werden. Damit stellt sich weniger die Frage, ob KI eingesetzt wird, sondern wie Arbeit, Rollen und Verantwortung neu gestaltet werden müssen.

Auf Unternehmensseite zeigt McKinsey: 88 % der Unternehmen nutzen KI bereits in mindestens einem Bereich, doch weniger als ein Drittel setzt bekannte Best Practices für Skalierung konsequent um. Viele KI-Initiativen bleiben deshalb fragmentiert oder wirkungslos, und nur ein sehr kleiner Teil der Führungskräfte beschreibt die eigenen GenAI‑Rollouts als „reif“. Auf Mitarbeitendenseite verschärft sich die Lage. Laut Gallup ist die globale Mitarbeitendenbindung erneut gesunken, besonders stark bei Führungskräften. Da rund 70 % des Team-Engagements direkt von der Führung abhängen, wird deutlich: Wenn Führung überfordert ist, sind es die Teams auch.

Parallel dazu zeigt der Future of Jobs Report 2025, dass nicht die Tools, sondern fehlende Fähigkeiten zum größten Transformationshemmnis werden. Die zentrale Frage für 2026 lautet daher:
Wie gelingt es Unternehmen, den Wert von Arbeit neu zu definieren, Rollen sinnvoll weiterzuentwickeln und Mensch-KI-Zusammenarbeit so zu strukturieren, dass sie tatsächlich zu besseren Entscheidungen führt?

1. Trend: Human-Centered AI Leadership

In vielen Unternehmen wird derzeit sichtbar, dass nicht die Technologie der Engpass ist, sondern das Verständnis dafür, wie Arbeit sich verändert, wenn KI Teil der täglichen Entscheidungen wird. 2026 verschiebt sich die Rolle der Führung deswegen spürbar. Im Mittelpunkt steht nicht mehr die Frage „Wie implementieren wir KI?“, sondern „Wie schaffen wir Orientierung, Sinn und Sicherheit im Umgang mit KI – und wie gestalten wir Arbeit so, dass Mensch und System einander verstärken?“.

Denn Produktivität und Engagement steigen dort, wo Führung einordnet, welche Aufgaben KI künftig übernimmt (z. B. Recherchen, Datenanalysen etc.), was bewusst menschlich bleibt (z. B. Priorisierung, Risikoabwägung etc.) und wie Zusammenarbeit in hybriden Teams organisiert sein muss, damit sie zu besseren Entscheidungen führt. Führung wird damit zum zentralen Gestaltungsfaktor einer Arbeitswelt, in der sich Verantwortlichkeiten kontinuierlich verändern.

Was das bedeutet:

  • Führungskräfte und Manager:innen werden zu Vermittlern zwischen Mensch und System. Sie müssen Mitarbeitenden keine Algorithmen erklären können, aber den Kontext, die Wirkung und den sinnvollen Einsatz von KI so einordnen, dass Teams verstehen können, warum sie genutzt wird, wie sie Entscheidungen beeinflusst und welche Verantwortung weiterhin beim Menschen liegt.
  • Der kulturelle Umgang mit KI prägt Produktivität enorm. Entscheidend ist, wie offen Teams über Unsicherheiten sprechen, wie transparent Entscheidungen getroffen werden und wie klar Leitplanken definiert sind. Wenn Führung offen thematisiert, wo KI hilfreich war und wo nicht, entstehen Lernprozesse statt Schattennutzung – z. B. durch kurze Teamrunden, in denen KI-Ergebnisse der letzten Woche gemeinsam reflektiert werden.
  • Gute Führung zeigt heute nicht technische Tiefe, sondern didaktische Kompetenz. Sie macht KI anschlussfähig, indem sie verständlich erklärt, Orientierung gibt und sichere Lernräume für neue Arbeitsweisen schafft.

2. Trend: Der Shift zu Skills statt Rollenbilder

Während KI Aufgaben und Abläufe verändert, zeigt sich, dass traditionelle Rollenbeschreibungen kaum noch abbilden, wie Arbeit wirklich funktioniert. Statt fester Zuständigkeiten rückt die Frage in den Vordergrund, welche Fähigkeiten Teams benötigen, um KI sinnvoll einzusetzen und gemeinsam bessere Ergebnisse zu erzielen. Der Future of Jobs Report 2025 zeigt, dass bis 2030 rund 40 % der Kernkompetenzen neu definiert werden. Dabei gilt unter anderem Upskilling als der wirksamste Hebel, um Produktivität, Motivation und Anpassungsfähigkeit in KI-getriebenen Arbeitsumgebungen zu sichern.

Was das bedeutet

  • Organisationen müssen akzeptieren, dass Jobtitel nicht mehr zuverlässig beschreiben, was Menschen tatsächlich tun. Mitarbeitende brauchen flexible Fähigkeiten, die sich an neue Technologien anpassen lassen. Beispielsweise übernimmt eine Marketing-Managerin im Jahr 2026 Aufgaben aus Content-Strategie, Datenanalyse und Prompt-Design zugleich.
  • Teams müssen kontinuierlich lernen, damit sie KI sinnvoll nutzen können. Ohne gezieltes Upskilling entstehen Unsicherheit, Fehlbedienungen und Leistungsabfälle. Wer zum Beispiel keine grundlegende Datenkompetenz besitzt, kann KI-Analysen nicht interpretieren und trifft im Zweifel schlechtere Entscheidungen als zuvor.
  • Da Fähigkeiten wichtiger werden als feste Rollen, gewinnt die Zusammensetzung von Teams an strategischer Bedeutung. Für wirksame Mensch-KI-Zusammenarbeit brauchen Organisationen nicht möglichst ähnliche Profile, sondern eine breite Spannbreite an Fähigkeiten und Perspektiven, da kollektive Intelligenz nachweislich bessere Ergebnisse erzeugt als homogene Gruppen.

3. Trend: Resilience & Cognitive Load Management

Die zunehmende Präsenz von KI verändert nicht nur Prozesse, sondern auch die Art, wie Menschen Informationen aufnehmen, Entscheidungen treffen und Verantwortung tragen. Viele Teams stehen vor der Herausforderung, sich in einem Arbeitsalltag zurechtzufinden, der mehr Daten, mehr Varianten und mehr Geschwindigkeit erzeugt als jemals zuvor. Damit wird Resilienz zur strukturellen Voraussetzung für gute Entscheidungen: Unternehmen müssen Arbeitsbedingungen schaffen, in denen Menschen trotz wachsender Komplexität klar bleiben – und KI tatsächlich dort entlastet, wo es am meisten hilft. Gallup beschreibt den globalen Arbeitsplatz 2025 als „am Breaking Point“ und verweist darauf, dass Produktivität zunehmend an mentaler Kapazität scheitert. KI kann Mitarbeitende entlasten, doch nur, wenn Organisationen sich bewusst sind, wie viel mentale Energie sie Teams abverlangen und wo KI diese Teams tatsächlich am meisten entlasten würde.

Was das bedeutet

  • Überforderung entsteht durch fehlende Struktur, nicht durch KI selbst. Beispielsweise dann, wenn Teams KI-generierte Varianten erhalten, aber keine Kriterien für „gut genug“ oder „relevant“. Klare Kriterien entlasten mehr als jedes zusätzliche Tool.
  • Wenn KI täglich dutzende Optionen, Analysen oder Texte liefert, ohne klare Priorisierung, sinkt die Entscheidungsqualität. Unternehmen müssen festlegen, welche Vorarbeit KI übernimmt und wo menschliche Bewertung bewusst geschützt wird.
  • Resilienz wird Teil des Arbeitsdesigns: Fokuszeiten ohne KI, klare Übergabepunkte zwischen Mensch und System und transparente Verantwortlichkeiten helfen Teams, stabil zu bleiben – auch bei hoher Veränderungsgeschwindigkeit.

Ausblick & Fazit

Die drei Trends machen deutlich, dass der zentrale Hebel im Umgang mit KI nicht in weiterer Technologie liegt, sondern in der Art, wie Arbeit gestaltet wird. Führung, mentale Belastbarkeit und der gezielte Aufbau von Fähigkeiten entscheiden darüber, ob KI im Alltag Orientierung schafft oder zusätzliche Komplexität erzeugt.

Der Blick nach vorn zeigt daher: 2026 geht es weniger um neue Tools als darum Arbeit neu zu gestalten. Unternehmen müssen Rollen neu denken, Verantwortung zwischen Mensch und KI klar verteilen und Rahmenbedingungen schaffen, in denen Menschen auch unter hoher Veränderung souverän entscheiden können. Wer diesen Schritt konsequent geht, schließt die Lücke zwischen technologischem Potenzial und menschlicher Wirksamkeit – und nutzt KI als Verstärker für bessere Entscheidungen, statt als zusätzlichen Stressfaktor.

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Auch 2026 untersuchen wir im Rahmen unserer Studie zum Status Quo der Transformation, wie Unternehmen den Wert von Arbeit neu definieren, Führung gestalten und Mensch–KI-Zusammenarbeit wirksam organisieren. Die Teilnahme ist kostenlos und offen für Unternehmen aller Größen.
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Quellen

https://www.idc-a.org/insights/0bKr4NJQdK5sYcAQaGZD

https://assets-c4akfrf5b4d3f4b7.z01.azurefd.net/assets/2025/04/WTI-2025-04-The-Year-the-Frontier-v13_68535917c7c2a.pdf

https://www.forbes.com/sites/janicegassam/2025/11/16/5-trends-that-will-shape-workplace-culture-in-2026/

https://blogs.microsoft.com/blog/2025/04/23/the-2025-annual-work-trend-index-the-frontier-firm-is-born/

https://www.mckinsey.com/capabilities/quantumblack/our-insights/the-state-of-ai

https://hbr.org/2025/05/research-gen-ai-makes-people-more-productive-and-less-motivated

https://www.thecrimson.com/article/2023/10/13/jagged-edge-ai-bcg/

https://neontri.com/blog/ai-trends/

https://www.foresightfactory.co/wp-content/uploads/2025/10/Trending-2026-Preview-Report.pdf

https://www.gallup.com/workplace/349484/state-of-the-global-workplace.aspx

https://www.mckinsey.com/~/media/mckinsey/business%20functions/quantumblack/our%20insights/the%20state%20of%20ai/2025/the-state-of-ai-how-organizations-are-rewiring-to-capture-value_final.pdf

https://www.weforum.org/reports/the-future-of-jobs-report-2025/