Die 7 häufigsten Herausforderungen auf dem Weg zur agilen Transformation & praktische Lösungsansätze

Jutta dos Santos Miquelino
February 27, 2024
Die 7 häufigsten Herausforderungen auf dem Weg zur agilen Transformation & praktische Lösungsansätze

Der Weg zur agilen Transformation ist für Organisationen kein vordefiniertes Projekt mit klarem Ende, sondern eine andauernde Reise hin zur vollumfänglichen Agilität. Abhängig von der Ausgangssituation und den Zielen kann diese Transformation eine erhebliche Zeit in Anspruch nehmen, oft Monate oder sogar Jahre. In dieser Zeit werden Organisationen mit kleineren Rückschlägen konfrontiert, die jedoch Chancen zum Lernen und zur Kurskorrektur bieten. Ein standhaftes Engagement für das Hauptziel und die Strategie ist genauso unabdingbar, wie die Bereitschaft notwendige Anpassungen vorzunehmen. Dies erfordert auch unangenehme Entscheidungen, die Führungspersonen aus ihrer Komfortzone herauslocken, aber am Ende steht die Belohnung in Form eines leistungsfähigeren und erfolgreicheren Unternehmens mit gesteigerter Effizienz. In diesem Beitrag beleuchten wir die häufigsten Hürden auf dem Weg zur agilen Transformation und bieten praktische Lösungsansätze: 

1. Veränderung der Unternehmenskultur: Agilität bringt eine tiefgreifende Änderung in der Arbeitskultur mit sich, wobei Werte wie Offenheit, Vertrauen und Teamarbeit im Vordergrund stehen. Der Schritt von althergebrachten, starren Strukturen zu einer dynamischen Kultur braucht Zeit, Geduld und die Offenheit aller, neue Pfade zu erkunden.

2. Überwindung von Widerständen: Menschen neigen dazu, am Gewohnten festzuhalten, und Veränderungen stoßen oft auf Widerstand. Offene Kommunikation und das Einbeziehen jedes Einzelnen in den Veränderungsprozess können helfen, Bedenken zu zerstreuen und die Akzeptanz zu fördern. 

3. Aufbau agiler Kompetenzen: Für eine erfolgreiche Umstellung auf agile Arbeitsweisen ist es entscheidend, dass das Team die nötigen Fähigkeiten und Kenntnisse besitzt. Fortbildungen und Schulungen sind daher unverzichtbar, um ein stabiles Fundament für Agilität zu legen.

4. Änderung des Führungsstils: Agilität verlangt einen anderen Ansatz in der Führung – weg von strikter Kontrolle hin zu mehr Empowerment und Unterstützung. Führungskräfte müssen lernen, ihren Teams Vertrauen zu schenken und ihnen die Freiheit für eigenständiges und kreatives Arbeiten zu ermöglichen.

5. Skalierung agiler Methoden: Was in kleinen Teams gut funktioniert, lässt sich nicht immer einfach auf das ganze Unternehmen übertragen. Die Ausweitung agiler Arbeitsweisen bedarf einer angepassten Planung. Dabei ist es wichtig, das passende agile Framework zu finden, das zu den Strukturen des Unternehmens passt – eine Einheitslösung gibt es nicht.

6. Integration in bestehende Prozesse: Agile Methoden sollen den Betriebsablauf nicht stören, sondern ergänzen. Eine schrittweise Einführung, die vorhandene Abläufe berücksichtigt, ist oft der Schlüssel zum Erfolg.

7. Erfolgsmessung: Die herkömmlichen Kennzahlen reichen nicht aus, um den Erfolg der agilen Transformation zu messen. Es bedarf neuer Maßstäbe, die Aspekte wie verbesserte Produktqualität, höhere Mitarbeiterzufriedenheit und schnellere Lieferzeiten erfassen.

Auswahl der richtigen agilen Methode: Ein Schlüssel zum Erfolg

Ein entscheidender, oft unterschätzter Schritt in der agilen Transformation ist die Auswahl der richtigen agilen Methode. Die Effektivität der Transformation hängt stark davon ab, wie gut die gewählte Methode zu den Zielen, der Kultur und den spezifischen Arbeitsweisen des Unternehmens passt.

1.   Die Bedürfnisse verstehen: Welche übergeordneten Ziele werden durch die agile Transformation verfolgt? Diese Überlegung ist entscheidend, um eine Methode auszuwählen, die den individuellen Bedürfnissen des Unternehmens entspricht.

2.   Den Überblick über agile Methoden und Frameworks verschaffen: Welche agilen Methoden und strukturierte Ansätze gibt es und wie unterscheiden sie sich? Erst wenn man einen Überblick über alle möglichen agilen Methoden wie Scrum, Kanban, sowie überagile Frameworks wie SAFe, LeSS, hat, kann die richtige Wahl für Ihre Organisation getroffen werden.

3.   Die Organisationsstruktur und Teamdynamik bewerten: Die Größe des Unternehmens und die Art, wie die Teams arbeiten, sind entscheidend für die Auswahl einer Methode und auch der Frameworks. In kleineren Firmen erleichtern direkte Kommunikationswege und eine hohe Anpassungsfähigkeit die Anwendung agiler Methoden wie Scrum oder Kanban, die schnelle Feedbackschleifen und Flexibilität fördern. Größere Unternehmen profitieren von agilen Frameworks wie SAFe oder LeSS, die helfen, Agilität übermehrere Teams hinweg zu skalieren und abteilungsübergreifende Koordination zu verbessern.
Unabhängig von der Unternehmensgröße ist die Teamkultur entscheidend: Offene und kommunikative Teams neigen dazu, aus agilen Praktiken mehr Nutzen zuziehen. Für Neulinge im agilen Bereich sind einfachere Methoden oft der besteStartpunkt, während spezifische Branchenanforderungen zusätzlich berücksichtigt werden sollten, um die effektivste und effizienteste Arbeitsweise zu gewährleisten.

4.   Flexibilität und Anpassungsfähigkeit beibehalten: Die Einführung der richtigen agilen Methode bzw. des richtigen Frameworks ist nicht das Ende, sondern der Beginn einer kontinuierlichen Reise der Verbesserung und Anpassung. Durch Pilotprojekte und ständiges Feedback können sicherstellen, dass die agile Praxis mit den Unternehmenszielen im Einklang bleibt.

Stacey-Matrix als Bewertungsmodell zur Auswahl der richtigen agilen Methode

Die Anwendung der Stacey-Matrix als Bewertungsmodell spielt eine entscheidende Rolle bei der Auswahl der richtigen agilen Methode. Dieses Instrument hilft, die Komplexität der Projekte und die damit verbundene Unsicherheit in Bezug auf Anforderungen und Methoden zu verstehen. Indem man die Positionierung des Vorhabens innerhalb der Matrix ermittelt, lässt sich erkennen, ob traditionelle Methoden ausreichen oder ob agile Ansätze angebracht sind. Besonders in komplexen und chaotischen Umfeldern, wo Anforderungen und Lösungswege unklar sind, bewähren sich agile Methoden, da sie Flexibilität, schnelle Anpassungen und iteratives Lernen fördern. Die Stacey-Matrix unterstützt somit die Entscheidungsträger dabei, einen passenden agilen Ansatz zu wählen, der die spezifischen Bedürfnisse, die Unternehmenskultur und die Arbeitsweise des Unternehmens optimal unterstützt und somit die agile Transformation erfolgreich macht.

Die Matrix wird durch zwei Achsen definiert:

1. Unsicherheit (oder Mehrdeutigkeit) der Anforderungen: Diese Achse bewegt sich von "klar" zu "unklar". Sie misst, wie gut die Anforderungen und Ziele eines Projekts zu Beginn verstanden werden.

2. Unsicherheit der Methoden: Diese Achse bewegt sich von "bekannt" zu "unbekannt". Sie misst, wie gut die Methoden oder Lösungswege zur Erreichung der Ziele bekannt sind.

Die Matrix teilt den Raum in vier Quadranten, die verschiedene Zustände von Projekten repräsentieren:

- Einfach oder Klar: In diesem Quadranten sind sowohl die Anforderungen als auch die Methoden gut verstanden. Traditionelles Management und Planungsansätze wie Wasserfall und V-Modell funktionieren hier am besten.

- Kompliziert: Anforderungen sind vielleicht nicht vollständig klar, aber durch Expertenwissen und Analyse können die Methoden zur Erreichung der Ziele bestimmt werden. Hier sind detaillierte Planung und spezialisiertes Wissen erforderlich. Eine geeignete Methode wäre nach demnach mit dem Kanban-Modell zu arbeiten.

- Komplex: Die Anforderungen sind unklar, und es gibt keine offensichtlichen Methoden, um die Ziele zu erreichen. In diesem Bereich sind agile Methoden wie Scrum oder adaptive Planungsprozesse am effektivsten, da sie iteratives Lernen und Anpassung ermöglichen.

- Chaotisch: Sowohl die Anforderungen als auch die Methoden sind unklar. In diesem extremen Zustand sind schnelle Experimente und Entscheidungen erforderlich, um Stabilität zu schaffen und herauszufinden, welche Schritte als nächstes unternommen werden sollten. Mit Hilfe eines Design Thinking Vorgehen können schnelle einfache Prototypen gebaut und verprobt werden. Sobald das Vorhaben ein wenig mehr Reife hat, kann mit einem Minimum Viable Product und der Lean Startup Methode weitergearbeitet werden.

Die Stacey-Matrix hilft Organisationen zu erkennen, dass nicht ein einziger Managementansatz für alle Situationen geeignet ist. Stattdessen sollten sie den Kontext des Projekts oder Problems bewerten und den Managementstil entsprechend anpassen. Insbesondere zeigt sie, dass agile Methoden besonders geeignet sind, wenn Projekte hohe Unsicherheit in Bezug auf Anforderungen, Methoden oder beides aufweisen.

Ein Beispiel aus der Praxis - Die agile Transformation bei Barclay

Die agile Transformation der Großbank Barclay mit rund 80.000 Mitarbeiter, hat sowohl Herausforderungen als auch beeindruckende Erfolge gezeigt. Innerhalb des ersten Jahres konnten über 800 Teams agil arbeiten, was zu gesteigerter Durchlaufzeit, reduzierter Codekomplexität, weniger Produktionsvorfällen, kürzeren Bereitstellungszyklen und gesteigerter Teamzufriedenheit führte.

Barclays Herausforderungen:

Entscheidung für Agile: Barclays stand vor der Herausforderung, den traditionellen Wasserfallansatz zu überwinden und eine agilere, kundenorientiertere Arbeitsweise zu etablieren. Die Notwendigkeit, agile "Inseln der Exzellenz" zu verbinden und eine ganzheitliche Transformation zu schaffen, war entscheidend.

Auswahl des Frameworks: Angesichts der Größe und Komplexität von Barclays war die Auswahl des richtigen agilen Frameworks keine leichte Aufgabe. Die Führung musste ein System finden, das Flexibilität bietet und die Vielfalt der Organisation berücksichtigt.

Anpassung von Zielen und Messungen: Der Übergang zu Agile erforderte eine Neubewertung der Art und Weise, wie Ergebnisse gemessen und finanziert werden. Traditionelle Messmethoden passten nicht mehr.

Barclays Lösungsansätze:

Ganzheitliche Agile Transformation: Barclays entschied sich für eine umfassende Transformation, die über die Technologieabteilungen hinausging und alle am Wertschöpfungsstrom Beteiligten einschloss. Dieser Ansatz zielte darauf ab, Kundenzufriedenheit zu maximieren und letztlich den Aktionärswert zu steigern.

Wahl von Disciplined Agile: Nach der Bewertung verschiedener Frameworks wählte Barclays Disciplined Agile wegen seiner Flexibilität, seines zielorientierten Ansatzes und seiner Eignung für ein großes, heterogenes Unternehmen. Disciplined Agile ermöglichte es, Praktiken je nach Kontext anzupassen und unterstützte die Vielfalt innerhalb der Organisation.

Neugestaltung der Zielsetzung und Erfolgsmessung: Barclays passte seine Finanzierungs- und Messmethoden an, um die iterative Lieferung und die Erreichung greifbarer Ergebnisse zu fördern. Dies beinhaltete die Trennung von Managementzielen und Teammessungen sowie die Einführung von Agilitätsstufen, um Teams bei ihrer Entwicklung zu unterstützen.

Diese Transformation zeigt, wie Barclays mit den Herausforderungen einer umfangreichen agilen Einführung umging und Lösungen implementierte, die nicht nur die operative Effizienz verbesserten, sondern auch die Grundlage für eine dauerhafte Kulturveränderung legten. Die Ergebnisse sprechen für sich: verbesserte Leistung, zufriedenere Teams und eine stärkere Marktposition durch schnelle Anpassung an Kundenfeedback.

Quelle

Die agile Transformation ist eine komplexe, aber lohnende Reise. Sie erfordert nicht nur die Anpassung von Prozessen und Strukturen, sondern auch ein Umdenken bei jedem Einzelnen. Mit dem richtigen Ansatz und einer offenen Haltung gegenüber Veränderungen können die oben genannten Herausforderungen jedoch gemeistert werden, sodass Ihr Unternehmen agiler, reaktionsschneller und letztendlich erfolgreicher wird.

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